Weihnachtszeit ganz anders…
Weihnachtszeit aus der Sicht eines Taxifahrers:
Das ist meine letzte Schicht in diesem Jahr. Morgen ist Weihnachten und ich werde -wie in jedem Jahr – morgen früh meine Geschenke einkaufen.
Ich bin, wie so oft, auf dem Sprung und habe keine Zeit. Alle Jahre wieder…
Jetzt fahre ich zur bestellten Adresse und hupe, damit der Fahrgast zum Taxi kommt. Heute nicht.
Ich hupe einmal, ich hupe zweimal. Nichts passiert.
Normalerweise fahre ich nach zehn Minuten Warten weiter, aber heute ist alles anders. Mein Bauchgefühl sagt mir, irgendetwas stimmt hier nicht.
Ich steige aus und klopfe an die angelehnte Haustür. Eine alte, gebrechliche Stimme sagt: „Einen kurzen Augenblick bitte noch! “
Durch die offene Tür höre ich Geräusche, die mich an Möbel rücken erinnern.
Nach einer Weile öffnete sich die Tür und eine kleine, feine Dame steht vor mir. Sie ist bestimmt über 90 Jahre alt und erinnert mich stark an meine Oma. Sie trägt einen Dutt und ihr graues, silbriges Haar schimmert im Laternenlicht. Ein Hauch von Tosca Duft umhüllt sie, Kindheitserinnerungen kommen in mir auf. Sie setzt sich ihren Hut auf und ich nehme ihr den kleinen Koffer ab.
Durch den Türspalt erhasche ich einen kurzen Blick in die leere Wohnung. Die wenigen Möbel, die sich in ihr befinden, sind mit Tüchern abgedeckt. Die Wände sind kahl und leer. Keine Uhr, kein Foto, kein Bild.
Diese Wohnung sieht aus, als ob seit Jahren kein Mensch sie bewohnt hat.
Die alte Dame sagte: „Frohe Weihnachtszeit.
Bitte tragen Sie mir meinen Koffer ins Taxi. Ich komme gleich.“ Ein letzter Blick und sie schließt sanft die Tür hinter sich zu.
Unterdessen verstaue ich ihren Koffer im Kofferraum und hole die Dame ab. Sie hakt sich bei mir unter und gemeinsam setzen wir uns ins Taxi.
„Vielen Dank für ihre Hilfe“, bedankt sie sich. Ich erwidere: „Das ist doch selbstverständlich. Ich behandle meine Fahrgäste so, wie ich selbst behandelt werden möchte.“
Sie schmunzelt und erwidert: „Das ist vorbildlich und leider in der heutigen Zeit nicht selbstverständlich.“
Die Dame reicht mir einen Zettel mit der Zieladresse. Sie fragt mich, ob wir bitte durch die Stadt fahren.
„Natürlich, antworte ich. Wobei das nicht der kürzeste Weg ist, eigentlich ist es ein ziemlich großer Umweg“, gebe ich zu bedenken.
„Das ist mir egal. Ich bin nicht in Eile in dieser hektischen Weihnachtszeit.
Ganz im Gegenteil, ich genieße die Zeit, denn ich bin auf dem Weg in ein Hospiz“, sagte sie.
„Ein Hospiz?“ schießt es mir durch den Kopf. Scheiße Mann! Dort werden sterbenskranke Menschen versorgt und beim Sterben begleitet.
In meinem Rückspiegel schaue ich mir die Dame nochmals genau an. Sie sieht nicht krank aus.
„Ich hinterlasse keine Familie“, fährt sie mit sanfter Stimme fort. „Die Ärzte sagen, ich habe nicht mehr viel Zeit“.
Geistesgegenwärtig schalte ich das Taxameter aus und frage: „Welchen Weg soll ich nehmen?“
Die nächsten zwei Stunden fahren wir durch die Stadt. Ihre Augen funkeln. Sie zeigt mir das Hotel, indem sie an der Rezeption arbeitete. Wir fahren an ihrem Lieblingscafé vorbei, zu den unterschiedlichsten Orten. Sie zeigt mir das Haus, indem sie, mit ihrem verstorbenen Mann, in „wilder Ehe“ lebte. Das Möbelhaus an der Ecke war früher der angesagteste Schuppen in der ganzen Stadt. Als junges Mädchen hat sie dort viele Nächte durchgetanzt.
Durch manche Straßen fahren wir ganz langsam und halten an einigen Gebäuden an. Sie sagt dann nichts, schaut aus dem Fenster und macht eine kleine Gedankenreise in frühere Zeiten.
Hinter dem Horizont kommen die ersten Sonnenstrahlen hervor. „Sind wir tatsächlich die ganze Nacht durch die Stadt gefahren?“, fragt sie mich ungläubig. „Ich bin müde und bereit, zu meinem Ziel zu fahren.“
Schweigend fahren wir zur Adresse, zum Hospiz.
Irgendwie hatte ich es mir viel größer vorgestellt. Mit seiner kleinen Einfahrt, wirkt es auf mich, wie ein kleines, freundliches Ferienhaus. Es kommt allerdings kein Gastwirt, sondern zwei sehr besorgte Sanitäter auf uns zu. Sie erwarten die alte Dame schon seit Stunden. Sie nimmt in einem Rollstuhl Platz. Ich trage ihren Koffer zur Tür.
„Wie viel Geld bekommen Sie?“, fragt sie mich mit ihrer liebenswerten Stimme. „Nichts“, sage ich.
„Sie müssen doch ihren Lebensunterhalt verdienen“, antwortet sie.
„Es gibt noch andere Passagiere.“ Ich lächele sie an und ohne zu überlegen, umarme ich sie. Sie drückt mich ganz fest an sich und wünscht mir eine schöne Weihnachtszeit.
„Sie haben einer alten Frau auf ihrer letzten Reise ein wenig Freude und Glück bereitet. Das vergesse ich Ihnen nie“, erwidert sie mit glasigen Augen.
Ich drücke ihre Hand und gehe dem Sonnenaufgang entgegen. Eine Träne läuft mir über mein Gesicht…
Hinter mir schließt sich die Tür zum Hospiz.
Es klingt für mich, wie der Abschluss eines Lebens.
Meine nächste Schicht beginnt jetzt, aber ich nehme heute keine Fahrten an. Ich fahre ziellos, Gedanken versunken durch die Straßen. Ich will nicht reden, niemanden sehen.
Was wäre passiert, wenn ein unfreundlicher Taxifahrer die Dame abgeholt hätte? Oder wenn ich nach dem ersten Hupen meine Schicht beendet hätte? Fragen über Fragen schwirren in meinem Kopf herum.
Wenn ich an diese besondere Fahrt denke, glaube ich: Dass ich in meinem ganzen Leben noch niemals etwas Wichtigeres getan habe!
In unserem hektischen Alltag legen wir viel Wert auf unwichtige Dinge. Auf große, bombastische Momente. Höher. Größer. Weiter. Schneller.
Dabei sind es doch die kleinen Momente, die kleinen liebevollen Gesten, die zählen. Diese bereichern unser Leben nachhaltig und machen uns glücklich.
– Verfasser unbekannt –
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Nehmt EUCH die Zeit, in dieser hektischen Weihnachtszeit!
Setzt auf Nächstenliebe und Geduld.
Eine schöne Adventszeit wünscht,
Deine Christine!
♥
Liebe Christine,
Danke! Danke für diese schöne Geschichte. Mein Mann der nebenberuflich Taxi in der Nacht fährt, hat so etwas ähnliches vor vielen Jahren erlebt. Heut zu Tage geht das nicht mehr. Da jede einzelne Fahrt aufgeschrieben werden muss, was der Kunde aber nicht mitbekommt und diese an das Finanzamt weitergegeben werden muss. Die Uhren sind geeicht und und und. Wenn in 2023 dann auch noch die Kredikartenzahlung dazu kommt, dann ist es wohl mit dem Trinkgeld auch vorbei. Denn viele wissen nicht, das die Taxifahrer nur den gesetzlichen Mindestlohn bekommen, keine Nachtzulage oder so. Eines habe ich mir vorgenommen, für jede Taxi fahrt auf jedenfall etwas Kleingeld für den Taxifahrer zu haben, als Trinkgeld. Denn die meisten fahren 12-14 Stunden an einem Stück. Danke für diese schöne Gschichte, die zum nachdenken auch nach Weihnachten anregt.
Liebe Grüße
Elke und Danke das es Dich gibt
Hallo liebe Christine, vielen Dank für diese Geschichte und deinen Besuch. Wie geht es dir? Ich wünsche dir eine schöne Adventszeit, frohe Weihnachten und alles Liebe für das neue Jahr. Herzliche Grüße, Annette
Hallo liebe Annette,
vielen Dank, das wünsche ich dir auch von Herzen. Du weißt doch … immer weiter 😉
In diesem Sinne, alles Gute, Deine Christine
Das ist eine sehr schöne und berührenden Geschichte 😢 Schöne Adventszeit wünschen ich dir 🎄
LG Ute
Danke liebe Ute. Dir auch eine schöne, besinnliche Adventszeit, Deine Christine
Eine schöne Weihnachtsgeschichte, eine schönen 1. Advent, tom
Danke gleichfalls Tom.
Schöne Grüße, Deine Christine
Liebe Christine, eine eindrucksvolle Geschichte, die unter die Haut geht und großes Mitgefühl erzeugt. Danke und für dich eine wohlfühlende Advents-und Weihnachtszeit.
Danke lieber Heiko, die wünsche ich DIR auch von Herzen.
Herzliche Grüße in die alte Heimat, Deine Christine
Liebe Christine,
da hast Du wieder eine sehr berührende Geschichte gefunden! Es gibt diese „selbstlosen“ Menschen und manchmal hat man das Glück einen zu finden! Allerdings viel zu selten…die Geschichte inspiriert und motiviert nicht wegzusehen!
Dir/Euch auch eine wunderschöne Adventszeit, liebe Grüße in den Süden, Deine Heike 👼🏻🌲👼🏻🫶👼🏻🌲👼🏻
Liebe Heike, ich bin auch tief berührt von dieser Geschichte und gerade wir, die sich schon oft mit dem Thema Tod auseinandersetzen mussten, finden die Geschichte außergewöhnlich und gut. Liebe Grüße zurück und bis hoffentlich bald, live echt und in Farbe.
Deine/ Eure Christine
Eine Geschichte zum Nachdenken und Nachmachen, liebe Christine
LG Bernhard Habe noch einen schönen 1. Advent
Lieber Bernhard, schön, wenn die Zeilen zum Nachdenken und Nachmachen anregen.
Herzlichen Grüße, Deine Christine
Das ist eine ganz berührende Geschichte, liebe Christine. Vielen Dank dass Du sie mit uns teilst. Ich wünsche Dir eine schöne Advents- und Weihnachtszeit. Liebe Grüße aus Rheinhessen, Georg
Lieber Georg, sehr gerne. Ich wünsche ebenfalls eine schöne Weihnachtszeit. Deine Christine
Liebe Christine,
großen Dank für diese herzergreifende Geschichte.
Das Schönste an einer Freundschaft ist nicht die ausgestreckte Hand, das freundliche Lächeln oder der menschliche Kontakt, sondern das wunderbare Gefühl, jemanden zu haben, der an einen glaubt und einem sein Vertrauen schenkt.
Schöne Adventszeit, mit herzlichen Grüßen
Erwin „Jacq“
Lieber Erwin,
sehr gerne. Du triffst mal wieder den Nagel auf den Kopf.
Dir eine schöne Adventszeit. Herzlichen Grüße, Deine Christine
Liebe Christine
Ich fand diese Geschichte wunderschön. Es geht mir ein bisschen wie dem Taxifahrer… man mag gar nicht mehr dazu sagen. Ich wünsche dir eine schöne Adventszeit mit dem Blick auf die wichtigen Dinge.
Susanne
Liebe Susi, ich denke auch, die Geschichte spricht für sich…. Dir eine schöne Adventszeit. Herzliche Grüße, Deine Christine
Eine wunderschöne, nachdenkliche Geschichte. Mir sind Tränen gekommen.
Danke liebe Silvia.
Liebe Christine,
eine wunderschöne Adventsgeschichte hast Du da ausgewählt! Begegnung ist tatsächlich eines der schönsten Geschenke, die wir uns gegenseitig machen können! Mich ärgert es oft, wenn mal wieder jemand mit einem „Verdienstorden“ ausgezeichnet wird. Ganz oft sind das Menschen, die halt an ihrer hervorgehobenen Stellung ihren Job richtig machen. Das ist schon mal lobenswert. Aber was ist mit den ganz vielen unbekannten Menschen, die wie der Taxifahrer, einem Mitmenschen eine kleine aber wichtige Freude machen können, weil sie sich im richtigen Moment bewusst dafür entscheiden?
Ich wünsche Dir eine besinnliche Adventszeit und immer wieder glückliche Momente! Herzlichen Dank für diese Geschichte!
Lieben Gruß, Michael
Lieber Michael,
vielen Dank. Begegnungen sind so extrem wichtig, gerade in der heutigen Zeit dürfen wir den Kontakt und das Miteinander nicht verlieren.
Ich glaube, die Menschen, die keinen Orden für ihre Taten bekommen, die sind mit einer liebevollen Geste, viel mehr zufrieden.
Sie brauchen kein Rampenlicht dieser Welt, um glücklich und zufrieden zu sein.
Eine schöne Adventszeit wünsche ich von Herzen, Deine Christine
Mir sind beim Lesen die Tränen gekommen – es ist so schön, dass es noch solche Menschen wie diesen Taxifahrer gibt. Er hat dieser Frau am Ende ihres Lebens eine unendlich große Freude gemacht, denn allein hätte sie das niemals machen können.
Danke für diese Geschichte.
Lieben Gruß zu dir von Clara
Liebe Clara,
mich hat diese Geschichte auch sehr berührt…. Dir eine schöne Weihnachtszeit!
Liebe Grüße, Deine Christine
Liebe Christine,
Jetzt habe ich Gänsehaut bekommen, denn diese Geschichte ist so berührend, ja sie geht ans Herz❣️
Vielen Dank fürs Teilen!
Liebe Grüße Babsi
Liebe Babsi,
das erging mir auch so… Herzliche Grüße und eine schöne Weihnachtszeit wünscht, Deine Christine