Kognition und MS ist ein stetiges Thema
Kognition und MS ist ein stetiges Thema, welches wir nicht vernachlässigen dürfen.
Was schreibe ich… Es ist ein riesiges Thema bei unserer Grunderkrankung Multiple Sklerose. Warum? Weil zwei Drittel der MS Patienten oft mit diesem lästigen, unsichtbaren Symptom kämpfen.
Aber jetzt klären wir erst einmal auf, was Kognition überhaupt bedeutet:
Kognition ist die Gesamtheit aller Prozesse im menschlichen Körper, die mit dem Wahrnehmen und dem Erkennen zusammenhängen.
Dazu zählen aufgelistet:
— die Wahrnehmung
— die Aufmerksamkeit
— das Gedächtnis
— die Sprache
— das Denken
— das Problemlösen
— die Intelligenz
Kognition ist: Ein Sammelbegriff für Prozesse und Strukturen, die sich auf die Aufnahme, Verarbeitung und Speicherung von Informationen bezieht.
Warum passen Kognition und MS nicht zusammen?
Warum ist sie bei uns beeinträchtigt?
Bei allen Prozessen der Kognition geht es um die Kommunikation der Nervenzellen untereinander. Verschiedene Gehirnbereiche sind für diesen Vorgang zuständig. Ein reges Treiben unter den Zellen findet statt. Die Nervenzellen verarbeiten die Informationen und tauschen sich aus. Läuft alles glatt, setzen sie diese in eine zielgerichtete Handlungsweise um.
Die Nervenbahnen sind Dreh- und Angelpunkt dieser Aktionen und sind hauptsächlich an diesem Austausch beteiligt.
Bei uns MS Patienten sind die Schutzhüllen der Nervenbahnen – im wahrsten Sinne des Wortes- angefressen. Sie sind defekt. Es kommt zu keiner gerichteten Informationsweiterleitung.
Es kommt zu einer gestörten und zu einer fehlerhaften Kommunikation zwischen den Nervenzellen. Diese können überall im Gehirn auftreten und Schäden verursachen. Somit kommt es zu verschiedenen kognitiven Einschränkungen.
Was stimmt hier nicht?
Und hier liegt der Hase im Pfeffer. Zuerst lässt unsere Aufmerksamkeit nach, wir werden vergesslich. Die Merkfähigkeit schwindet, die Gehirnfunktion nimmt ab, sie ist eingeschränkt.
Lässt die Kognition bei uns MS Patienten nach, kommen häufig schwerwiegende Eingriffe in unserem Leben vor.
Folge dessen müssen wir die Stundenanzahl am Arbeitsplatz reduzieren oder den Job aufgeben.
Wir fahren kein Auto, da wir zu unsicher sind. Einige Patienten geben den Führerschein ab, andere Patienten sind orientierungslos unterwegs.
Ein häufiges Problem haben wir mit Wörtern, die uns nicht mehr einfallen, den sogenannten Wortfindungsstörungen….
Es gibt zig Beispiele, die ich hier nennen kann.
Gibt es Medikamente?
Meines Wissens gibt es keine zuverlässigen Nachweise, dass kognitive Einschränkungen bei MS mit Medikamenten erfolgreich behandelt werden.
Kognitive Störungen sind eine Behinderung
Sie haben rein gar nichts mit fehlendem Interesse oder fehlender Willenskraft zu tun. Fälschlicherweise schätzen die Mitmenschen das häufig falsch ein und schmettern einem Vorwürfe an den Kopf wie:
„Du willst nur nicht. Stell dich nicht so an.
Streng dich mehr an.
Wenn es dir wichtig wäre, dann könntest du dich erinnern.“
Das ist leider völlig falsch und sehr verletzend für den Patienten.
Es liegt nicht am WOLLEN -> sondern am KÖNNEN!
Es gibt gute Phasen und es gibt schlechte Phasen. Kognition ist anstrengend und ermüdend. Irgendwie kommen wir in einen Teufelskreis von Anstrengung, Erschöpfung, Müdigkeit und Erholung.
Wir brauchen Regenerationsphasen und Strategien, um gut mit diesem Symptom klar zu kommen.
Das Phänomen gibt es zum Glück nicht nur unter MS Patienten, sondern hat auch mit dem älter werden zu tun. 😉 Im Alter nimmt bekanntlich die Merkfähigkeit ab.
Was soll ich euch sagen? Kognition und MS oder Kognition und Alter…. wir müssen uns Eselsbrücken bauen, viele Dinge aufschreiben, Strategien entwickeln, damit wir nichts vergessen.
Das Gehirn ist sehr komplex. Jede einzelne Gehirnzelle hat durchschnittlich 1.000 – 10.000 Verbindungen zu anderen Nervenzellen. Rechnen wir nach, kommen wir auf mindestens 100 Billionen Synapsen.
Um diese zu fordern heißt es für uns: Training, Training. Training, damit die Synapsen auf Trab bleiben.
Das sind meine Empfehlungen für DICH:
Erst einmal sich nicht drängen lassen. Stress reduzieren, abbauen und im eigenen Tempo agieren.
Ruhephasen einlegen, denn so tankt der Körper auf, die Energiekörner kommen zurück.
Es gibt für uns MS Patienten eine tolle kostenlose App der DMSG & AMSEL.
Diese Übungen machen Spaß, gute Laune und sind gut in Pausen, Wartezeiten zu integrieren.
Für die PC Übungen klickst du auf diesen Link.
Hier gibt es weitere App Empfehlungen, für alle.
Außerdem ist es sinnvoll, sich wichtige Gedanken aufzuschreiben, um diese nicht zu vergessen. Ich brauche Struktur in meinem Alltag und einen Planer.
Im Moment frische ich täglich meine Englisch Kenntnisse mit der Duolingo App auf. Diese gibt es kostenlos -mit Werbung unterlegt- oder du kaufst dir die Vollversion.
Sudoko oder Kreuzworträtsel bringen nach wie vor Schwung in die grauen Gehirnzellen. Oder du liest die Tageszeitung, ein Buch deiner Wahl oder betreibst Gehirnjogging Spiele.
Und?
Womit hältst du den Kopf fit und bietest der Kognition und der MS die Stirn?
In diesem Sinne, heiter weiter,
Deine Christine!
♥
Mit Kreuzworträtsel zb das Gedächtnistraining und Konzentration, mit Entspannung und richtigem bewussten Atmen die Aufmerksamkeit, mit Singen (Gospel) allgemein die Entspannung usw.! Alles ist ein Kreis(lauf), deswegen liebe ich Kreise, runde Formen wie Punkte hehe 🙂 , Fahrrad bzw. Motomed im Wechsel passiv/aktiv mehrmals pro Woche fahren als Sport und bald wieder Reiten in Form von Hippotherapie 🐴🐎und die Nähe zu Pferden sowohl für Körper als auch Kopf/Psyche allgemein,
eBooks und/oder Hörbücher lesen/hören ebenfalls für Konzentration und Fantasie als auch zur Information,
Pflanzen pflegen und hegen gibt mir Ruhe und Gelassenheit…. usw.!
Hallo!
Da machst du wirklich enorm viel und ganz vorbildlich! Toll, wenn das alles so funktioniert. Eine Hippotherapie ist wirklich sehr gut und förderlich bei MS.
Leider wird es selten angeboten, aber schön, wenn du sie gefunden hast. Danke für diese tollen Anregungen.
Liebe Grüße, Deine Christine
Liebe Christine,
bei mir hat es etwas gedauert, bis ich meine kognitiven Probleme mit meiner MS in Zusammenhang brachte. Ich meine, jeder wird ja älter und vergesslicher… ;-(
Dabei ist der Zusammenhang so offensichtlich. Immer wieder gut, wenn uns Betroffenen das gespiegelt wird und eine Wortfindungsstörung mit 50 eben nicht „normal“ ist.
Wenn der ganze Körper nicht mehr richtig funktioniert (lahme Muskulatur, Missempfindungen, Schwindel…), warum sollte das bei kognitiven, nicht sichtbaren Störungen anders sein? Auch hier wütet unsere MS.
Es hilft, wenn ich Familie und Freunden das so erkläre. Es „hinkt“ eben oft nicht nur mein Bein, sondern auch mein Geist.
LG, Andrea
Liebe Andrea,
manchmal dauert es eine Weile, bis wir herausgefunden haben, woran es liegt. Das ist ganz normal. Ja, wir hinken manchmal ein wenig hinterher… 😉 aber immerhin… wir hinken noch.
Ganz liebe Grüße, Deine Christine
Liebe Christine,
Kognition ist ein Großteil dessen, was uns zum Menschen macht.
Kommt es hier zu größeren Störungen in Form von Verlusten von Neurotransmittern oder Untergang von Neuronen, dann gerät das ganze menschliche System ins Wanken.
Wie du sagst: Potente Medikamente gibt es so gut wie keine, im besten Fall Placebowirkungen.
Ich schließe mich Dir vorbehaltlos an, es bleibt nur eines:
Gehirntraining unter Einbeziehung aller Sinne – mäßig aber regelmäßig. Damit die Falle nicht für immer zuschnappt. Denn was weg ist, kann man nicht mehr rückgängig machen.
Das ist auch mein Rezept, danach lebe ich.
Schönen Tag, gute Zeit und beste Grüße
Erwin Jack
Lieber Erwin,
wir sind irgendwie auf der gleichen Welle unterwegs und machen das BESTE aus der jeweiligen Situation.
Was weg ist, ist weg und deshalb müssen wir dranbleiben und trainieren, um neue Verbindungen herzustellen bzw. die alten zu fördern.
Ich wünsche ebenfalls eine gute Zeit,
Deine Christine
Hallo Christine,
das, was du schreibst ist mir sowas von bekannt. Ich habe lange gebraucht zu verstehen, warum mir viele Sachen nicht mehr gelingen und wenn ja nur unter großer Kraftanstrengung. Erst in meiner letzten Reha nach 3 Schüben in 2019, habe ich verstanden, das hinter dem Begriff ‚Achtsamkeit‘ sehr viel Wahrheit steckt. Nicht nur, dass ich zweimal ein Studium in den 90ern abbrechen mußte und dachte, ich bin eher ein praktischer Mensch und wehre mich im Kopf gegen diesen Berg von Theorie. Später habe ich als passionierter Marathonläufer im Training gelernt, wie ich durchhalten und mich immer wieder motivieren kann. Oft habe ich bei der Arbeit Selbstgespräche geführt…stell dich nicht so an…halte durch…das schaffst du schon. Das ist natürlich in einer Sackkasse gelandet. Nachdem ich immer öfters leichte Fehler bei der Arbeit gemacht habe, die mich bis zur Schlaflosigkeit beschäftigt haben und ich nach der Arbeit zu Hause nicht mehr viel geregelt bekommen habe, bin ich jetzt endlich seit einem Jahr auf dem richtigen Weg. Eine halbe Erwerbsminderungsrente und nur noch 4 Stunden arbeiten haben mir ein großes Stück Lebensqualität zurück gegeben. Auf morgen verschieben, das habe ich nicht gekannt, jetzt schätze ich es, es kann jetzt auch eine Woche dauern, ist doch egal. Nachdem mein Basismedikament die Schübe nicht verhindert hat und sogar 2 Sorten Kortison in dem Jahr auch keine Wirkung mehr hatte, habe ich einen Schlussstrich gezogen. Auch meine schlechten Nierenwerte habe ich wieder in den Griff bekommen …und ich dabei hatte immer super Blutwerte… mein verlorenes Gleichgewicht wird in Ministufen durch sehr viel Training wieder besser…kann sogar mit einer Fußheberschwäche wieder kurze Strecken joggen. Es hört sich unwirklich an. Obwohl ich eingeschränkter bin, bin ich viel zufriedener geworden…anscheinend ist eine auch große Last von mir gefallen. Durch die Achtsamkeit ist meine Fatigue deutlich in die Knie gezwungen worden, aber, das muss man aber auch erst einmal lernen. Wollen und nicht Können, ist nicht so einfach zu akzeptieren.
Einen schönen Tag wünsche ich dir noch, mache weiter so, vielleicht sehen wir uns ja auch mal zufällig in Ahaus.
Jonas
Hallo Jonas,
ja, es ist ein langer Weg, den wir manchmal gehen müssen, um zu erkennen, wie es weitergeht. Ich denke, wenn man Sport immer getrieben hat, dann hat man einen Vorteil, wir stehen immer wieder auf und trainieren weiter, geben nicht auf. 😉 – Schön, wenn du für dich alles gut geregelt hast und dich auf das Leben mit MS so gut es geht eingestellt hast.
Toll, wenn das Laufen wieder geht. Da freue ich mich mit dir. Kommst du auch aus Ahaus? Ein schönes Wochenende wünscht,
Deine Christine
Hallo Christine,
ich komme aus Vreden und habe durch das MS-Clübchen in Vreden Kontakt zu Joachim Simon aus Ahaus bekommen, den ich ab und an mit meinem Trike besuche. Leider habe ich durch Corona das Gefühl, dass unsere tolle Selbsthilfegruppe und auch die MS-Sportgruppe auseinander fällt. Ehrlich gesagt fehlen mir diese Treffen, zumal auch über whatsapp die Kontakte stark abgenommen haben.
Hallo Jonas,
quasi um die Ecke 😉 Ja, irgendwie hat man das Gefühl alles zerfällt. Unsere Treffen finden auch schon lange nicht mehr statt. Corona hat viele soziale Kontakte vernichtet. Aber ich hoffe es wird bald bessesr. Über Instagram gibt es bald wieder ein Wonderme Treffen. Vielleicht ist das was für dich. Liebe Grüße!
Hallo ich mache gerade PC Kurse um im KOpf fit zu bleiben. Habe jetzt genug Zeit. Danke für den Tipp mit der App, Gruß Beate
Sehr gerne liebe Beate und viel Spaß mit der App wünscht,
Deine Christine